Zur Prophylaxe
Der entscheidende Schritt
wäre bei der großen Zahl von Fernreisen die breite Aufklärung über das Risiko
dieser Thrombose.
Die individuelle Prophylaxe richtet sich nach der jeweiligen Risikosituation
(siehe Abbildung 2 und Tabelle 5; siehe auch Benigni et al. 1998).
Grundsätzlich, also auch bei geringem Risiko, sollte jeder auf ausreichende
Bewegung - günstig in Form von regelmäßiger Fußgymnastik (Strecken und Beugen)
- sowie auf reichliche Zufuhr nicht-alkoholischer Getränke achten und beengende
Kleidung vermeiden. Das Tragen von Wadenstützstrümpfen ist empfehlenswert. Auch
Atemübungen mit betonter Zwerchfellatmung fördern den venösen Rückstrom, siehe
Abbildung 4.
Bei erhöhtem Risikoprofil
sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden, bevorzugt Kompressionsklasse 1,
sofern nicht aus phlebologischer Indikation eine höhere Kompressionsklasse angezeigt
ist.
Bei hohem Risikoprofil ist immer die Gabe von niedermolekularem Heparin in prophylaktischer Dosierung zu empfehlen - dies auf jeden Fall bei bekannter thrombophiler Diathese und/oder bei Venenthrombose(n) in der Anamnese.
Tabelle 5: Thromboseprophylaxe bei Fernreise | |||
Risikoklasse |
Betroffene Personen | Verhaltensmaßnahmen, Medikation | Hilfsmittel |
Niedrig | Jüngere, klinisch gesund, keine Medikamenten-einnahme | Bewegungsübungen im Sitzen und Stehen, häufiges Aufstehen, reichlich trinken (wenig Alkohol); Wadenkompressions-strumpf KKI 1 |
Keine (ASS?) |
Mittel | >40 Jahre alt; Ovulationshemmer; Hormonsubstitution; Varikose; Adipostias; (Rauchen), Rauchen + Pille; Herzinsuffienz, Schwangerschaft; (sehr lange Reisedauer) | Allgemeinmaßnahmen, Wadenkompressions-strümpfe KKI 1 -2 |
ASS* (cave Schwangerschaft) |
Hoch | Thrombose in der Anamnese, familäre Thromboseneignung, erhöhte Gerinnungseignung (Thrombophilie) kürzlich erfolgte Operation; Verletzung der Beine; immobilisierender Verband der Beine; maligne Erkrankung | Allgemeinmaßnahmen und Kompressions-strümpfe KKI 2 | Niedermolekul. Heparin in prophylaktischer Dosierung ** |
] Keine gesicherte
Indikation, ggf. individuelle Indikationsstellung (cave Nebenwirkungs- risiko). |
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* Die Einnahme kann bei subjektiv empfundenem Risiko unter Berücksichtigung des relativ niedrigen Nebenwirkungsrisikos und des geringen Preises in Betracht gezogen werden. | |||
** Bislang keine erfolgs-basierten klinischen Studien (Analogieschluss). |
Beginn: einen Tag vor
Reiseantritt. Ende: ein oder zwei Tage bis eine Woche nach Reiseende.
Die Symptome der tiefen Venenthrombose, aber vor allem Lungenembolien sind auch
noch ein bis zwei Wochen nach Fernreisen beobachtet worden. Auch am Ziel-/Urlaubsort
(Busfahrten usw.) ist immer ein fortbestehendes Thromboserisiko zu beachten.
Acetylsalicylsäure ist bestenfalls Prophylaktikum der zweiten Wahl bei niedrigem
Thromboserisiko.
Diese Empfehlungen beruhen auf Analogieschlüssen vorwiegend aus der perioperativen
Thromboseprophylaxe. Entsprechende kontrollierte Studien zur Fernreisethrombose
liegen noch nicht vor.
Es wird damit gerechnet, dass ca. 20 % der Flugpassagiere im mittleren und 10
% im hohen Risikobereich liegen.