Thrombose bei Langstreckenflügen
(den ganzen Artikel gibts hier: Schleswig Holsteinisches Ärzteblatt 04/2002)

Zur Prophylaxe

Der entscheidende Schritt wäre bei der großen Zahl von Fernreisen die breite Aufklärung über das Risiko dieser Thrombose.
Die individuelle Prophylaxe richtet sich nach der jeweiligen Risikosituation (siehe Abbildung 2 und Tabelle 5; siehe auch Benigni et al. 1998).
Grundsätzlich, also auch bei geringem Risiko, sollte jeder auf ausreichende Bewegung - günstig in Form von regelmäßiger Fußgymnastik (Strecken und Beugen) - sowie auf reichliche Zufuhr nicht-alkoholischer Getränke achten und beengende Kleidung vermeiden. Das Tragen von Wadenstützstrümpfen ist empfehlenswert. Auch Atemübungen mit betonter Zwerchfellatmung fördern den venösen Rückstrom, siehe Abbildung 4.

Bei erhöhtem Risikoprofil sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden, bevorzugt Kompressionsklasse 1, sofern nicht aus phlebologischer Indikation eine höhere Kompressionsklasse angezeigt ist.

Bei hohem Risikoprofil ist immer die Gabe von niedermolekularem Heparin in prophylaktischer Dosierung zu empfehlen - dies auf jeden Fall bei bekannter thrombophiler Diathese und/oder bei Venenthrombose(n) in der Anamnese.

Tabelle 5: Thromboseprophylaxe bei Fernreise
Risikoklasse
Betroffene Personen Verhaltensmaßnahmen, Medikation Hilfsmittel
Niedrig Jüngere, klinisch gesund, keine Medikamenten-einnahme Bewegungsübungen im Sitzen und Stehen, häufiges Aufstehen, reichlich trinken (wenig Alkohol); Wadenkompressions-strumpf KKI 1

Keine

(ASS?)

Mittel >40 Jahre alt; Ovulationshemmer; Hormonsubstitution; Varikose; Adipostias; (Rauchen), Rauchen + Pille; Herzinsuffienz, Schwangerschaft; (sehr lange Reisedauer) Allgemeinmaßnahmen, Wadenkompressions-strümpfe KKI 1 -2

ASS* (cave Schwangerschaft)
[nieder-molekul. Heparin in prphyiak Dosierung **]

Hoch Thrombose in der Anamnese, familäre Thromboseneignung, erhöhte Gerinnungseignung (Thrombophilie) kürzlich erfolgte Operation; Verletzung der Beine; immobilisierender Verband der Beine; maligne Erkrankung Allgemeinmaßnahmen und Kompressions-strümpfe KKI 2 Niedermolekul. Heparin in prophylaktischer Dosierung **
] Keine gesicherte Indikation, ggf. individuelle Indikationsstellung (cave Nebenwirkungs-
risiko).
* Die Einnahme kann bei subjektiv empfundenem Risiko unter Berücksichtigung des relativ niedrigen Nebenwirkungsrisikos und des geringen Preises in Betracht gezogen werden.
** Bislang keine erfolgs-basierten klinischen Studien (Analogieschluss).

Beginn: einen Tag vor Reiseantritt. Ende: ein oder zwei Tage bis eine Woche nach Reiseende. Die Symptome der tiefen Venenthrombose, aber vor allem Lungenembolien sind auch noch ein bis zwei Wochen nach Fernreisen beobachtet worden. Auch am Ziel-/Urlaubsort (Busfahrten usw.) ist immer ein fortbestehendes Thromboserisiko zu beachten. Acetylsalicylsäure ist bestenfalls Prophylaktikum der zweiten Wahl bei niedrigem Thromboserisiko.
Diese Empfehlungen beruhen auf Analogieschlüssen vorwiegend aus der perioperativen Thromboseprophylaxe. Entsprechende kontrollierte Studien zur Fernreisethrombose liegen noch nicht vor.
Es wird damit gerechnet, dass ca. 20 % der Flugpassagiere im mittleren und 10 % im hohen Risikobereich liegen.